Nicht erst seit gestern ein angesagter Design-Trend: Single Page Websites oder auch One-Page Websites. Das sind Webseiten, die nur aus einer Seite bestehen. Oft in Verbindung mit dem Parallax Scrolling Effekt, lässt man statt zu klicken das Mausrad rotieren, um sich durch die Inhalte zu navigieren. Das mag ja schick sein, aber ist es auch gut für die Suchmaschinenoptimierung?
Nicht trendy und unauffindbar sein
Erinnert Ihr euch an den Trend, komplette Webseiten in Flash umzusetzen? Beim minutenlangen Betrachten von Ladebalken kam sicher dem ein oder anderen der Gedanke, dass sich das wohl nicht durchsetzen wird. Dennoch waren Internetseiten, die mit den interaktiven Möglichkeiten von Flash ihre Botschaft unterstützten, populär. Genau wie bei Flash gilt auch bei Single-Page-Designs: Nicht einfach alle Webseiten zwanghaft neuen Trends zu unterwerfen, sondern das Potential von Designtrends für spezielle Anwendungen auszunutzen.
Was Single-Page Sites ohne weiteres nicht können, im vergleich zu Multi-Page:
Fragen und Variablen | Single-Page-Design | Multi-Page-Design |
Fähigkeit, auf unterschiedliche Keyword-Sätze zu optimieren | Nein | Ja |
Fähigkeit, zielgruppenorientiert zu optimieren | Nein | Ja |
Schneller Seitenaufbau | Nicht immer | Ja |
Erfolgskontrolle mittels Tracking | Schwierig | Ja |
Spezifische Inhalte leicht teilbar | Nein | Ja |
Für mobile Geräte optimiert | Nicht immer | Ja |
Metadaten pro Seite anpassbar | Nein | Ja |
Single-Page und Multi-Page-Design im Vergleich (Übersetzt aus diesem Beitrag)
Ausnahmen bestätigen die Regel
Falls ihr es noch nicht getan habt, schaut euch unbedingt Googles „So funktioniert die Suche“ an. An dieser Seite kann man mehrere Dinge sehr gut erkennen. Hier wurden die Vorteile eines Designs, welches aus einer Seite besteht, sehr gut ausgenutzt und die Nachteile minimiert.
Wie ihr in unseren vergangenen Onpage Fridays bereits gelernt habt, ist es wichtig themenrelevante, ausführliche Inhalte zu bieten: . Hat man hingegen verschiedene Themengebiete, sollte man diese auf Unterseiten verteilen. Ein Geschäft das Kleidung verkauft, sollte z.B. Unterseiten wie „Schuhe“, „Röcke“ und „Hosen“ haben. Im Falle eines Single-Page-Designs stehen aber alle Informationen auf einer Seite. Google wird also Schwierigkeiten haben, herauszufinden, worauf dieses Geschäft sich spezialisiert hat. Für einzelne Begriffe, wie z.B. „Schuhe“, gute Rankings zu bekommen ist schwierig, weil Google nur eine Seite mit einem sehr breiten Spektrum an Themen sieht – und nicht weiß, für welchen Suchbegriff die Seite am relevantesten ist. Außerdem ein Problem: Neue Inhalte und Keyword-Ausrichtungen – Veränderungen an bestehenden Seiten, sorgen nicht automatisch für bessere Rankings. Im Gegenteil: Komplette Neuausrichtungen sind ein langwieriger Prozess; Google mag nicht, wenn die gleiche Webseite ständig Ihre Themen ändert.
Googles Seite „So funktioniert die Suche“ macht gleich zwei Dinge richtig: Erstens konzentriert sich diese Seite auf ein einzelnes Thema, nämlich die Funktionsweise einer Suchmaschine. Hier steht nichts vom Firmensitz, von Google Android Smartphones oder zum Datenschutz. Zweitens ist diese Seite eine Unterseite der Hauptdomain google.de. Hier wird also das Prinzip, einzelne Themengebiete auf Unterseiten zu verschieben, gewahrt. Hinzu kommen der Design-Aspekt und die spannende Benutzererfahrung – beides Gründe, sich für ein Single-Page-Design zu entscheiden.
Suchmaschinenoptimierung für Single-Page-Websites
Im Idealfall behandelt eine Webseite mit einem solchen Design ein eng-begrenztes Thema und ist mit einer weiterführenden Unterseite (keine Inhalte kopieren!) verlinkt. Eine weitere Anwendung sind „Aktionsseiten“, z.B. zum Start eines Produkts. Ist die Aktion vorbei, sollte diese Seite ebenfalls auf die entsprechende Unterseite der Hauptdomain weiterleiten. Wenn bereits bei der Onlinestellung der Webseite feststeht, dass diese nur für wenige, ganz bestimmte Keywordphrasen ranken soll, ist sie aus SEO-Sicht zu behandeln wie eine Unterseite. Also: Titel (Onpage Friday #1), Überschriften (Onpage Friday #2), Texte (Onpage Friday #13) und Bilder (Onpage Friday #12) auf diese Keywords optimieren.
Single-Page-Websites mit sehr unterschiedlichen Themen
Hier muss der Suchmaschinenoptimierer tief durchatmen: Durch die hohe Diversität der Themen, rankt die Webseite vielleicht zu vielen Themen, aber weit hinten (Seite 10+). Unzählige Keywords müssen sich eine Seite teilen, da bleibt für jedes einzelne nicht mehr viel Ranking-Power übrig. Google liebt Relevanz und wird Unterseiten von Konkurrenten, die auf ein Thema spezialisiert sind, bevorzugen. Aber das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Hier sind ein paar Tipps für Single-Page-Webseiten:
Seite gut strukturieren
Zunächst zum wichtigsten Punkt: Eine gute Struktur hilft Google auch bei Single-Page-Designs eure Inhalte zu finden und einzuordnen. Am besten mit Hilfe von Textankern und der Unterteilung eures Inhalts in definierte Sektionen mit jeweils einer Überschrift. Ja, in diesem Fall ist es erlaubt, mehrere H1-Tags in einem Dokument zu haben.
Beim HTML5-Standard gibt es sogar ein spezielles Element für diesen Zweck (funktioniert nur in Verbindung mit einer Überschrift).
Hauptüberschrift Thema 1
Hiqh Quality Stuff ...
...
Hauptüberschrift Thema 1
Inhalt Thema 1
Hauptüberschrift Thema 2
Inhalt Thema 2
Hauptüberschrift Thema 2
High Quality Stuff #2 ...
...
Das section-Element ist nicht für Styling mittels CSS geeignet. Habt ihr kein HTML5-Dokument und wollt dieser Sektion einen Stil zuweisen verwendet das DIV-Tag.
Thema 3
amazing high quality content ...
...
Hauptüberschrift Thema 1
Inhalt Thema 1
Hauptüberschrift Thema 2
Inhalt Thema 2
Thema 4
amazing high quality stuff ...
...
In der Navigation könnt mit einem Textanker direkt zur entsprechenden Sektion linken, damit die Benutzer schneller zu den Inhalten gelangen können. In der Navigation könnte ein Link folgendermaßen aussehen:
Thema 3 Thema 4
Das “#” weist auf die ID der entsprechenden Sektion hin, die mittels DIV oder section-Tag eingerichtet wurde.
Metadaten
Da ihr keine Unterseiten habt, könnt ihr auch nicht für jede Seite separate Metadaten einstellen. Habt ihr eine Webseite mit vielen unterschiedlichen Themen, ist es ratsam, die Meta-Description:
- wegzulassen oder
- länger als gewöhnlich (über 160 Zeichen), mit jeweils 1-2 Sätzen zum jeweiligen Thema zu befüllen (hintereinander weg).
Google sucht sich, je nach Suchanfrage, bei 1. den passenden Text eures Webseiten Inhalts oder bei 2. die richtigen Sätze aus eurer Description.
Das Title-Tag bitte nicht auf alle Themen optimieren – besser auf ein übergeordnetes Thema bzw. das wichtigste Thema optimieren. Weniger ist in diesem Fall mehr. Wichtiger ist in diesem Fall der Firmenname und das Haupteinsatzgebiet.
Mit Twitter Cards und dem Einbinden von Open Graph-Tags wird eure Seite so geteilt, wie ihr es wollt. Da eure Besucher nur die gesamte Seite teilen können, ist es bedeutend, dass ihr ein repräsentatives Bild und eine gute, zusammenfassende Description fürs Sharing habt.
Blog einbinden
„Geheimtipp:“ Bindet in eurer Webseite einen Blog ein, der am besten in einem Unterordner eurer Domain liegt, also z.B. www. domain .de / blog. Dieser Blog funktioniert am besten wie ein klassischer Blog (jeder Artikel eine Unterseite), kann sich natürlich optisch an eure „Mutterseite“ anlehnen. Hier ist der ideale Ort für regelmäßige Neuigkeiten, die auf der Hauptseite nur für Keyword-Verwirrung sorgen würden. Denn – jeder Artikel bietet die Möglichkeit ein sehr spezielles Thema ausführlich zu behandeln. Das sorgt für tolle Longtail-Suchergebnisse und sorgt nicht dafür, dass die Rankings eurer Hauptseite durch zu viele Keywords verwässert werden. Im Artikel setzt ihr einen Link, der mittels Textanker direkt beim entsprechenden Inhalt eurer Hauptseite landet. Auch den Ankertext optimieren (nicht überoptimieren)! So bekommen die Single-Page-Sites auch interne Links, was anders ja schwierig ist.
Thema 1
Backlinks
Da ihr bei eingehenden Links oft den Ankertext selbst definieren könnt, ist es möglich auf bestimmte Keyword-Phrasen zu optimieren. Wichtig ist, dass diese Phrasen zum Inhalt eurer Seite passen. Führen zu viele Links auf eurer Seite, die auf Inhalt hinweisen, der nicht vorhanden ist, droht eine Google-Strafe. Da all diese Links zu ein und derselben Seite führen, führt eine zu starke Diversifizierung der Keywords leider nicht zu umwerfenden Rankings.
Fazit
Können Webseiten mit Single-Page-Design mit den SEO-Möglichkeiten einer Webseite mit Unterseiten mithalten? Ganz klar: Nein. Die Flexibilität und Ranking-Möglichkeiten sind stark begrenzt. Sinn machen Single-Page-Designs nur, wenn eure Webseite auf ein Thema ausgerichtet ist, also z.B. Landing Pages, Produktvorstellungen oder spezialisierten Werbekampagnen. Bietet eure Firma verschiedene Produkte oder Dienstleistungen an, ist auf lange Sicht ein Multi-Page-Design zu bevorzugen. So könnt ihr die Ranking-Möglichkeiten für alle Unterseiten maximieren.
Bei Onepages werden tatsächlich die „Onpage“-Faktoren wieder sehr wichtig. Denn da schaut Google besonders hin, wenn an anderen Stellen kein Content zu holen ist. Die inhaltliche Struktur ist wirklich wichtig in Bezug auf die Ordnungen bei den Überschriften. Das hilft dem Bot zumindest aus semantischer Sicht die Inhalte zu gewichten. Wichtig ist außerdem die interne Verlinkung. Für den Bot muss quasi jeder Defizit kompensiert werden, indem auf die üblichen Faktoren besonders viel Wert gelegt wird.
Mit der Variante mit zwei Versionen fährt man definitiv am Besten. Man liefert dem User eine Seite mit AJAX aus und löst URLs über JavaScript auf. Damit verliert die Seite nur leider etwas an Dynamik und man muss vieles manuell machen. Aber ein prinzipielles Problem sehe ich bei Onepages eigentlich nicht, wenn man von Grund auf alles beachtet.
Ich stimme dir zu, reine Onepages nur bei kleinen Themenbereichen. Da nimmt es auch den geringsten Arbeitsaufwand ein. Erfahrungen habe ich bei der unserer Seite gewonnen, die schrittweise weiterentwickelt wird. Vorteil war eigentlich, dass am Anfang erstmal kaum Ranking vorhanden war, dabei konnte man die Wirkung von Einzelmaßnahmen ganz gut sehen. Unsere gesamten Ergebnisse kann man wenn man möchte im Link nachlesen.
Grüße Benjamin
Großartig, soviele Seiten im Index – trotz One-Page! Bin neugierig wie ihr das realisiert habt – bei Javascript in Verbindung mit URLs läuten bei uns ja alle Google-Strafen-Glocken 😉
Awesome..You have clearly explained …Its very useful for me to know about new things..Keep on blogging..